Jeder von uns hat schon einmal etwas vor sich hergeschoben. Und kurzfristig kann es uns damit gut gehen, etwas Negatives, Belastendes wird einfach ausgeblendet. Langfristig können dadurch aber echte Probleme entstehen. Denn aufgeschoben heißt nicht aufgehoben. Die Seminararbeit, der Küchendienst, die Steuererklärung – diese Dinge verschwinden nicht einfach, sondern werden zur Belastung, wenn Du sie immer wieder aufschiebst.
Möchtest Du produktiver sein? Belastet Dich die Tendenz, Dinge vor Dir herzuschieben? Hier findest Du wertvolle Tipps und praktische Übungen, um produktiver zu werden und dem Aufschieben ein Ende zu setzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Du bist nicht allein: Aufschieben ist ein Alltagsphänomen. Viele Studierende und auch Nicht-Studierende schieben auf.
- Aufschieben setzt einen Teufelskreis in Bewegung: Du schiebst etwas Unangenehmes auf, Dir geht es dadurch kurzfristig besser, was dazu führt, dass Du in Zukunft wieder aufschiebst. Langfristig kann das zu einem Problem werden.
- Die Gründe für das Aufschieben sind vielfältig, z.B. fehlendes Zeitmanagement, Unlust oder Angst; hier findest Du Tipps dagegen.
- Fang jetzt an: „Den“ richtigen Zeitpunkt, um anzufangen, gibt es nicht.
- Schaff Dir Deinen Lern- und Arbeitsort: Dort, wo Du lernen oder schreiben willst, sollte eine für Dich angemessene Arbeitsatmosphäre herrschen.
- Etwas bewusst auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben ist kein Aufschieben.
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Podcast | Aufschieben besiegen (10:17)
gelesen von Shanti Chakraborty
Aufschieben – ein Alltagsphänomen.
Aufschieben kannst Du immer und überall: alltägliche Dinge wie Geschirr spülen, einen Zahnarzttermin vereinbaren oder auch bei wichtigen Projekten, zu denen Du Dich nicht aufraffen kannst. Dazu zählen beispielsweise eine Hausarbeit zu schreiben oder für eine Prüfung zu lernen.
Manchmal kann das Aufschieben einer Aufgabe sogar sinnvoll sein, etwa wenn es sich um eine wichtige Entscheidung handelt. Dann kann es helfen „eine Nacht drüber zu schlafen“. So vielfältig die Gründe dafür sind, Dinge aufzuschieben, so verschieden sind auch die Konsequenzen, die damit einhergehen.
Kenne Dich selbst!
Was schiebe ich auf? Warum und wann schiebe ich auf? Um Aufschieben zu überwinden, ist es hilfreich, das eigene Verhalten zunächst genauer zu betrachten. Wenn Du Dich besser kennst, kannst Du auch besser gegensteuern.
Der Teufelskreis des Aufschiebens.
Kurzfristig kann Aufschieben angenehm sein, denn es schafft Zeit für Dinge, die Du gerne tust. Dabei denkst Du nicht an die langfristigen Folgen, ob positiv oder negativ. So kannst Du in einen Teufelskreis geraten:
- Du schaust lieber Deine Lieblingsserie weiter oder räumst Dein Zimmer auf, statt die schwierige Hausarbeit zu schreiben?
- Wie geht es Dir in dem Moment, in dem Du entscheidest, etwas Angenehmes zu tun statt mit der Recherche zu beginnen?
Wahrscheinlich spürst Du Erleichterung, zumindest kurzfristig. Langfristig aber wird der Druck, die Aufgabe erledigen zu müssen, immer größer, da die Deadline für die Abgabe immer näher rückt. Das macht Dich wahrscheinlich immer unzufriedener und eventuell auch ängstlicher, ob Du das überhaupt noch schaffen kannst. Die Hausarbeit fristgerecht und auch noch gut fertig zu bekommen wird immer unrealistischer. Die Hürde wird also immer größer und Du schiebst das Anfangen immer weiter auf.
Das ist der Teufelskreis des Aufschiebens und diesen gilt es zu durchbrechen.
Der Teufelskreis des Aufschiebens
In diesem Video erfährst Du wie der Teufelskreis des Aufschiebens entsteht und wie Du ihn durchbrechen kannst.
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View video “Der Teufelskreis des Aufschiebens”Babysteps
Direkt klein anfangen: Um den Teufelskreis zu durchbrechen, suche Dir eine erste kleine Aufgabe, die nicht länger als 5 Minuten dauert. Schiebst Du etwa auf, Dein Zimmer aufzuräumen, dann fange damit an, alles aufzuheben und wegzuräumen, was auf dem Boden liegt.
Dem Chaos keine Chance – gut geplant ist halb gewonnen.
Frustriert es Dich, wenn Deine Pläne nicht funktionieren? Das ist aber kein Grund, auf Planung zu verzichten. Denn: Eine gute Zeitplanung schafft Erfolgserlebnisse. Dazu ist es wichtig, einen geregelten Tagesablauf zu haben, Prioritäten zu setzen, Puffer und genügend Pausen einzuplanen und Dein großes Ziel in kleine Teilziele zu untergliedern. Lege unangenehme und anstrengende Erledigungen in die Zeitfenster am Tag, in denen Du am produktivsten bist. Schreibe Dir einen Plan und hänge ihn gut sichtbar auf, so hast Du immer alles im Blick und das gibt Sicherheit.
To-do-Liste richtig genutzt
Organisiere Dich: Erstelle Dir eine To-do-Liste mit allen Aufgaben, die gerade anstehen, am besten mit dem „Fälligkeitsdatum“. So kannst Du die Aufgaben nach und nach, je nach Dringlichkeit, abarbeiten. Wenn Dich weitere Tipps rund um die Themen „Zeitmanagement und Planen“ interessieren, dann lese hier weiter: „Gut organisiert“.
Keine Lust? Motivier Dich!
Belohne Dich und freue Dich über Geschafftes! Notiere Dir Deine Erfolge, egal wie klein sie sind, in einem Arbeitsjournal. Verabrede Dich mit anderen zum gemeinsamen Lernen oder Arbeiten in der Bib, das erhöht die Verbindlichkeit.
Konsequenzen durchdenken
Denke vorrausschauend: Überlege Dir, welche Vor- und Nachteile Dein Aufschieben für Dich hat. Deine Antworten dazu kannst Du auch gut als Motivationskick nutzen: Drucke Dir das Übungsblatt aus und hänge es ausgefüllt an Deinen Schreibtisch.
Hier kannst Du Dir ein Beispiel anschauen.
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In diesem Download haben wir noch weitere Motivationstipps für Dich zusammengestellt.
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Sei mutig, Du schaffst das.
„Das schaffe ich nie“: Solche Gedanken fördern die Angst. Entschärfe solche demotivierenden Gedanken. Mache Dir bewusst, was Du kannst: Gedanken wie „In der Vergangenheit habe ich auch schon andere Dinge geschafft“, können Dir die Angst etwas nehmen. Manchmal hilft der Gedanke, dass etwas nur Mittel zum Zweck ist und dass es darum geht, durchzuhalten, um ein höheres Ziel zu erreichen.
Hier findest Du eine Auflistung über typische angstauslösende Gedanken und welche Gedanken dagegen hilfreich sind.
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Just do it.
Warte nicht auf „den“ richtigen oder perfekten Zeitpunkt, um anzufangen. Den gibt es nicht. Setze Dir selbst einen Termin zum Beginnen. Und verschiebe diesen nicht! Ein kleines Ritual, um die Arbeitszeit zu beginnen, kann Dir dabei helfen. Koche Dir zum Beispiel noch einen Kaffee und setze Dich dann an Deinen Schreibtisch und lege los.
Kleine Zeitfenster
Arbeite in „Häppchen“: Stelle Dir einen Wecker, der Dich an den Beginn Deiner Arbeitszeit erinnert. Lege nur so viel Arbeitszeit fest, dass die Hürde zu beginnen ganz niedrig ist. Das können am Anfang auch nur 15 Minuten sein.
Mein Arbeitsplatz.
Ein guter Ort.
An einem Arbeitsplatz, an dem Du Dich wohlfühlst und Dich nichts Anderes ablenkt, kannst Du motiviert und effizient lernen und schreiben.
Oder geh zur Abwechslung mal in die Bib Deines Fachbereichs oder die UB. Dort herrscht meist eine andere Lern- und Arbeitsatmosphäre. Und ein Ortswechsel kann Wunder wirken. Vielleicht triffst Du sogar Kommilitoninnen oder Kommilitonen, mit denen Du Dich inhaltlich austauschen oder eine gemeinsame Kaffeepause machen kannst.
Schreibtisch aufräumen
Wie möchte ich arbeiten? Überprüfe doch mal, ob Dein Schreibtisch ein angenehmer Arbeitsort für Dich ist. Wenn nicht, versuche gleich jetzt, Deinen Schreibtisch aufzuräumen und zu verschönern.
Aufschieben oder Verschieben – ein großer Unterschied.
Es gibt durchaus gute Gründe, die Erledigung einer Aufgabe tatsächlich zu verschieben – etwa auf den nächsten Tag. Manchmal sind andere Dinge wichtiger. Und manchmal ist es besser, am Ende des Tages etwas Schönes zu machen. Wichtig ist dabei allerdings, dass Du Dir das auch bewusst erlaubst und es genießen kannst! Am nächsten Tag kannst Du dann mit neuem Elan an die Arbeit gehen!

„Ich schaffe das nicht alleine.“ Aufschieben kann aber auch zu einem Problem werden, das Du alleine nicht mehr bewältigen kannst.
Wenn Du fast alles aufschiebst und dadurch bereits negative Konsequenzen im Studium oder auch im Alltag erlebst und das Dein Wohlbefinden beeinträchtigt, dann kannst und solltest Du Dir Hilfe suchen. In der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der JGU gibt es zum Beispiel einen Kurs zu diesem Thema oder Du kannst in einer Einzelberatung Unterstützung bekommen.
Hier findest Du auch noch weiterführende Literatur.
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